Lehrprofile 1 + 2: Feldansprache versus Laboranalyse
Die Feldansprache ermöglicht dem erfahrenen Bodenkundler eine schnelle semi-quantitative Bewertung des Standortes hinsichtlich der Pflanzenproduktion. Mit einfachsten Mitteln können Variablen gemessen oder geschätzt werden, die Aufschluss darüber geben, wofür der Boden geeignet ist. Braucht man also noch eine zeitintensive und teure Laboranalyse?
Im Feld untersuchte Eigenschaften:
Bodenart, Kies + Steine (Vol.-%), Bodenfarbe, pH-Wert (CaCl2), Karbonatgehalt (Kalk) (Gew.-%), Lagerungsdichte(kg/dm³), Durchwurzelungsintensität, Durchwurzelungstiefe, Gefügestabilität, Gefügeform, Besonderheiten
Daraus abgeleitete Parameter:
Humusgehalt (Gew.-%), Humus (kg/m²), Stickstoff-Vorrat (kg/m²), Gesamtporenvolumen (GPV), Luftkapazität (LK), nutzbare Feldkapazität (nFK), Feldkapazität (FK), Erodierbarkeit, Basensättigung / S-Wert, effektive Kationenaustauschkapazität (KAKeff) (fettgedruckte Parameter sind für die Bewertung wichtig).
Begriffserläuterungen:
Bodenart: Korngrößenzusammensetzung von Böden
Lagerungsdichte: Packungsdichte der Festsubstanz des Bodens
Gesamtporenvolumen: Anteil der Hohlräume am gesamten Volumen; kann mit Bodenwasser oder –luft gefüllt sein
Feldkapazität: Wassermenge, die gegen die Schwerkraft im Boden gehalten werden kann
Luftkapazität: Porenvolumen des Bodens, das bei Feldkapazität mit Luft gefüllt ist
nutzbare Feldkapazität: Wassermenge des Bodens, der für Pflanzen potentiell verfügbar ist
Kationenaustauschkapazität: Maß für die Menge an positiv geladenen Ionen (Kationen), die an Tonmineralen und organischer Substanz gebunden werden können
Basensättigung: prozentualer Anteil von Neutralkationen (Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium) an der Kationenaustauschkapazität
Fazit:
Beide Verfahren führen zu sehr ähnlichen Ergebnissen, mit in der Tendenz besseren Bewertungen in der Feldansprache.
Wie sind die Unterschiede zu erklären?
➢Bei der Feldansprache ist für viele abgeleitete Eigenschaften die
richtige Bestimmung der Bodenart wichtig. Diese hängt stark von der
Erfahrung des Bearbeiters ab.
➢Die Volumenproben für die Labormessung der physikalischen Eigenschaften wurden unter ungünstigen Verhältnissen (extreme Trockenheit) genommen. Dies führt zu Ergebnisverfälschungen.
➢pH-Wert-Messungen sind im Feld ungenauer.
Wir sehen: beide Verfahren haben unterschiedliche Fehlerquellen. Eine Laboranalyse liefert nicht zwangsläufig bessere Ergebnisse. Wenn man darauf achtet, dass die Bodeneigenschaften genau angesprochen werden, dann ist eine Feldansprache für die meisten Zwecke ausreichend.